esther van der bie hat 2012 strassenbefragungen
– im sinne einer kleinen ethnologischen studie – durchgeführt
mit dem ziel, herauszufinden, wie sich die ästhetische wertung des brunnens,
die erwartungen an ihn und seine akzeptanz seit der erstellungszeit verändert
bzw. entwickelt haben.
die aktuellen, aufschlussreichen statements der befragten stadtbewohner hat
sie zu einem kurzen hörspiel verarbeitet, d.h. sie waren die basis des
im tisch verborgenen tonbeitrages «domestizierung». esther van
der bie inszeniert den oppenheim- brunnen als bonsai-variante in form eines
sprechenden, keramischen zimmerbrunnens: sie kommt damit dem wunsch, es bei
sich zu hause «schön zu haben» konsequent und augenzwinkernd
nach. sie können das miniaturisierte stück mit nach hause nehmen,
sich dran ganz allein freuen und es in ihrem eigenen überschaubar wohligen
und kontrollierbaren privatraum als edle und vorteilhafte version eine "luftbefeuchters"
geniessen.
no 13 oppenheim
rund um kunst und kunstinterventionen im öffentlichen raum entspinnen sich immer wieder heftige polemiken und wogen die emotionen - der Oppenheim Brunnen am waisenhausplatz ist ein sprechendes beispiel dafür.
im rahmen von "NEUstadt-lab
20stops" vom 15.2. - 21.4.2012 in der stadtgalerie sucht die
arbeit nach werten, definitionen, projektionen, abgrenzungen, erwartungshaltungen
rund um kunst und deren begrifflichkeit.
Esther van der Bie hat den am waisenhausplatz in bern stehende
brunnen der künstlerin meret oppenheim zum keramischen zimmerbrunnen
mit einer eingebauten tonspur miniaturisiert.
kunst trifft im öffentlichen raum der städte auf eine breite bevölkerung.
diese fühlt sich durch die kunstwerke oft provoziert oder empfindet ein
gefühl mangelnder mitsprache. an keiner intervention im öffentlichen
raum entzünden sich die geister so intensiv, gingen die wogen dermassen
hoch. das volk macht sich luft und zieht den polemischen disput oft dem anständigen
dialog vor. der hafenkrahn in zürich ist eines der jüngeren beispiele
für diesen mechanismus, der oppenheim-brunnen ein historisch-exemplarisches
dafür in der stadt bern. zur erinnerung: 2 jahre nach seiner errichtung
1982 wurde in 2 parlamentarischen vorstössen seine versetzung angeregt,
um den brunnen von seinem jetzigen standort verschwinden zu lassen.